Mein Flugzeug rast von der Landebahn zum Parkplatz, denn alle zwei Minuten landet ein weiteres Flugzeug. Nach 24 Stunden Reise komme ich endlich in Mexiko City an und werde von der Stadt mit einer schönen warmen Brise und Smognebel begrüßt. Ich kann durch den Dunst die Sonne nur erahnen und bin froh darüber, denn auf diese Weise habe ich etwas Zeit, mich an die Wärme zu gewöhnen. Die Stadt ist ein Wirrwarr aus irgendwie angenehmem Lärm: Lebendiger Trubel, Sirenen, über der Stadt kreisende Flugzeuge, hupende Autos und Alarmanlagen.
(Kleine Notiz am Rande. Wer die Serie „How I met your mother“ kennt und Folge 15 aus Staffel 2 gesehen hat: Die nervtötende Alarmanlage mit 20 verschiedenen Geräuschen und Melodien existiert wirklich! Ich dachte immer, das sei bloß eine Erfindung der Serie. Ich hätte den Hersteller dieser Alarmanlage jedenfalls gerne geohrfeigt, als ich um zwei Uhr morgens davon geweckt wurde!)
Als zweites bemerke ich die vielen Gerüche, die mir aus jedem Winkel der Stadt entgegen strömen. Überall wird an kleinen Ständen und in Mittagsrestaurants leckeres Essen angeboten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum der Großteil der Mexikaner sehr dick ist. Mittlerweile herrscht in Mexiko sogar eine größere Fettleibigkeit als in den USA, weshalb seit Januar eine Steuer auf süße Getränke erhoben wird.
Eine weitere Auffälligkeit sind die vielen VW Käfer, die die Stadt bevölkern. VW Käfer wurden lange Zeit in Mexiko produziert und sind hier sehr günstig und beliebt. Früher waren sogar alle Taxen in der Stadt kleine grasgrüne VW Käfer. Ich habe während der paar Tage bestimmt 200 Exemplare in jedwedem Zustand gesehen – ob gepflegt und poliert, rostig und zerbeult oder individuell bemalt.
Der Verkehr in Mexiko City ist genauso antiquiert wie diese kleinen Käfer. Ich bin sehr froh, dass ich hier nicht selber fahren muss und ich mich stattdessen auf meinen Onkel verlassen kann, der vor rund zwanzig Jahren nach Mexiko gezogen ist. Die Leute fahren absolut chaotisch: Es gibt keine Vorfahrtsregeln, keine Führerscheinprüfung, jeder fährt wie er will, bei kleinen Wartezeiten wird wild gehupt und die Stadt besteht quasi komplett aus Einbahnstraßen. Manche Straßen wechseln zu bestimmten Zeiten auch noch die Richtung. Der reinste Wahnsinn! Wenn man nicht in Mexiko City lebt und sich auskennt, ist man als Autofahrer ziemlich aufgeschmissen.
Um dem Verkehrschaos und den Millionen rasenden Autos ein bisschen Einhalt gebieten zu können, wurden vor fast jeder Kreuzung und auf den kostenlosen Landstraßen sogenannte „Topes“ (Pöller) angebracht. In der Stadt fährt man ca. alle 20 Meter mit 1kmh über diese zum Teil sehr hohen Hubel, weshalb die Stoßdämpfer von neuen Autos meist nach zwei Jahren kaputt sind. Die Topes sind oft nicht bemalt und es wird nur selten mit Schildern vor ihnen gewarnt. Wer sich nicht auskennt und im Dunkeln einen Pöller übersieht, der sieht seinen Auspuff Funken sprühen.
Mexiko City ist zwar etwas chaotisch, aber auf eine sehr charmante Art und Weise. Ich bin jedenfalls bereits jetzt begeistert von dieser Stadt. Der nächste Tag kann nur perfekt werden, bei der Aussicht vom Bett aus! Sich von wärmenden Sonnenstrahlen wecken zu lassen ist definitiv die beste Art, den Tag zu beginnen.
Liebe Lisa, ich bin mal wieder begeister von Deiner Art zu schreiben! Als würde ich einen Reiseroman lesen :)
Es klingt alles super und ich freu mich richtig das es Dir gut geht, da wo du jetzt bist.
Bin gespannt was noch kommt! ;)
Sehr schön und anschaulich beschrieben, als wäre man mit dabei! Dieses Verkehrschaos erinnert mich sehr an Palermo, da ist das auch so chaotisch!