Bhutan – Die Vorzüge einer entschleunigten Reise

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Wenn ich an meine Reisen ins Land des Donnerdrachens zurückdenke, fallen mir so viele schöne, aufregende und rührende Augenblicke ein, dass es mir schwerfällt, einige wenige herauszugreifen. Aber ich versuche es trotzdem, um ein Land zu beschreiben, das vielen Menschen völlig fremd ist – und das in mancherlei Hinsicht einen Gegenentwurf zur westlichen Welt darstellt. Denn eins ist sicher: Bhutan hat mich gerade deshalb so inspiriert, weil es anders ist. Ich durfte viele Erfahrungen machen, an die ich immer noch gerne zurückdenke.

Meine erste Begegnung mit Bhutan fand in der Luft statt. Ich saß im Flugzeug und konnte die Augen nicht von der Szenerie abwenden, die sich unter mir wie ein Hochglanz-Bildband ausbreitete. Auf einmal tauchten die ersten schneebedeckten Gipfel aus den Wolken auf, dann wurden es immer mehr, bis sie schließlich bis an den Horizont reichten. Ich schaute und schaute, versuchte, den verschlungenen Linien zu folgen und spürte die Kraft, die diese Berge ausstrahlten. Am liebsten wäre ich ewig weitergeflogen, aber auch der schönste Flug hat ein Ende. Zum Glück, denn meine Reise lag ja noch vor mir.

Zu Pferd durchs Ura-Tal

In Bhutan gibt es viele schöne Regionen, aber Bumthang hat es mir besonders angetan. Ich lieh mir ein Pferd und ritt durchs Ura-Tal, das abseits der typischen Touristenrouten liegt. Es ist ein sehr einfaches Tal ohne zahllose gigantische Gipfelketten oder goldbeladene Tempel. Aber als ich langsam durch die hügelige Landschaft ritt, an Männern mit Ochsengespannen vorbeikam, die gerade ihr Feld bestellten, und den Duft der Nadelbäume in mich aufnahm, spürte ich ganz deutlich: Ich brauche gar nicht mehr als das.

Es reicht, einfach nur da zu sein. Sich von seinem Pferd tragen zu lassen, die Weite um sich herum zu spüren und zu atmen.

Hin und wieder kam ich an einem Dorf vorbei, in dem Kinder mit roten Wangen auf staubigen Straßen spielten. Natürlich machten sie große Augen, als sie mich sahen: Eine weiße Frau auf einem Pferd, die wie aus dem Nichts auftauchte und einfach so durch ihr Dorf ritt. Die Kinder winkten, kicherten und schienen ihren Spaß zu haben. Auch die Erwachsenen waren freundlich, manche zogen sogar den Hut. Man respektiert sich einfach in Bhutan – das war vielerorts zu spüren.

Zu Gast bei Einheimischen

Wie Bhutanesen ticken, konnte ich hautnah miterleben, als ich zu einer Familie nach Hause eingeladen wurde. Sie sind anfangs auf Distanz gegangen und haben engen Körperkontakt gemieden. Sie sind aber trotzdem sehr herzliche Menschen und haben einen einfachen, fast schon kindlichen Humor.

Die Familie hat sich insbesondere darüber gefreut, dass ich mich für ihre Kultur interessiere. Ich durfte sogar an einer buddhistischen Zeremonie teilnehmen. Mönche in rötlichen Gewändern und mit kahl rasierten Köpfen kamen, um Gebete zu sprechen und das Haus zu segnen. Der tiefe, monotone Singsang der Mönche, die sehr ernst und konzentriert aussahen, machte Eindruck auf mich.

Sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und gaben sich ganz ihrem Gebet hin. Die Familie, die hier lebte, stand ehrfurchtsvoll daneben und hörte still zu. Ich konnte spüren, dass sie in ihrem Glauben verwurzelt waren, und wollte mehr über den bhutanesischen Buddhismus erfahren. So besuchte ich ein Kloster – ein Erlebnis, dass ich jedem Bhutanreisenden ans Herz legen möchte.

Im buddhistischen Kloster

In Bhutan gibt es unzählige aktive Klöster. Es ist immer noch Sitte, Kinder schon früh ins Kloster zu schicken. Manche Mönche oder Nonnen treten aber auch erst im Erwachsenenalter ein.

Ich habe mich dafür entschieden, in einem Hotel zu übernachten und dafür tagsüber viel Zeit im Kloster zu verbringen. Denn die sanitären Anlagen vieler Klöster sind keinesfalls mit europäischen Standards zu vergleichen. Auch die Zimmer entsprachen nicht wirklich meinen Vorstellungen.

Kloster in Bumthang

Zwar ist der materielle Reichtum, dem man in Bhutan begegnet, begrenzt, aber die Bhutanesen übertreffen uns in anderer Hinsicht. Sie wissen, wie man seinen Geist zur Ruhe bringt, freuen sich einfach um der Freude willen und lassen sich nicht von Stress und Zeitdruck durchs Leben treiben.

Das alles habe ich gelernt, als ich mit den Mönchen sprach oder still auf meinem Meditationskissen saß und meinen Atem beobachtete. Je mehr Zeit man an Orten wie diesen verbringt, desto mehr verändert sich die eigene Perspektive aufs Leben. Man braucht wirklich nicht viel, um glücklich zu sein.

 

Reiseplanung

Damit das Land nicht mit Touristen und Bettenhochburgen überschwemmt wird, verlangt die Regierung, dass jeder Gast seine Reise über eine Agentur abwickelt und pro Tag ca. 250 US-Dollar ausgibt. Dieses Geld kommt wiederum der Entwicklung des Landes zu Gute.

Beste Reisezeit

Frühling und Herbst sind die besten Reisezeiten für Bhutan. Im Frühling blühen Rhododendren, Edelweiß und Azalen auf den Wiesen, im Herbst hat man wiederum eine gute Fernsicht. Aber auch im Winter kann man nach Bhutan reisen – einfach warme Kleidung mitnehmen!

Die 3 schönsten Sehenswürdigkeiten Bhutans

Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten gehört das Tigernest, ein Kloster, das sich malerisch an einen Berghang krallt und ein wichtiger Pilgerort für die Einheimischen ist. Auch der Punakha Dzong mit seinen reichen Verzierungen und schönen Innenhöfen zählt zu den bekanntesten Klosterburgen. Ein Naturhighlight ist der Dochula-Pass, der bei schönem Wetter eine grandiose Sicht auf den Himalaya bietet.

3 Highlights jenseits der Touristenpfade

Wer jenseits der Touristenpfade unterwegs sein möchte, ist nicht nur im Ura-Tal, sondern auch im Nonnenkloster „Kila“ an der richtigen Adresse, das sich wie das Tigernest eng an Felshänge schmiegt. Oder du besuchst Dumtse Lhakhang, einen Schrein mit vielen schönen Wandmalereien.

Klöster

Offen für Gäste ist beispielsweise das Kloster Tharpaling, wo Interessierte mit dem Lama (Lehrer des Dharma) oder mit jungen Mönchen plaudern können. Auch in Ura gibt es ein Kloster, in dem du deine Fragen loswerden kannst. Wer nicht gleich ins Kloster möchte, ist vielleicht bei einem der vielen religiösen Festivals besser aufgehoben. Beim Paro- oder Thimphu-Festival gibt es reichlich Gelegenheit, die Religion Bhutans kennen zu lernen und mit Buddhisten zu sprechen.

 

Über die Gastautorin

Bernita war schon in Indien und Costa Rica, Norwegen und Andorra, Madeira und Sri Lanka – und in vielen weiteren Ländern. Vergangenes Jahr war sie viel in Bhutan unterwegs, einem Land, das sie besonders fasziniert. Die Erfahrungen, die sie gesammelt hat, sind alle in die Reisen geflossen, die sie zusammen mit ihrer Schwester Michaela organisiert. Mehr Infos findest du auf der Webseite von Wainando.

 

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