Teil 2 des Abenteuers auf der Patara Elephant Farm in Chiang Mai
Weitere Informationen zur Farm findest du in der Infobox am Ende des Artikels.
Von den Besonderheiten bei der Fütterung und Pflege eines Elefanten habe ich bereits im ersten Artikel über die Patara Elephant Farm berichtet. Ich habe meine Elefantendame Tap Po auf Herz und Nieren durchgecheckt und sie ist zum Glück kerngesund. Eigentlich steht unserem Dschungeltrekking nichts mehr im Wege. Doch…
Wie reitet man einen Elefanten richtig?
Auf Elefanten reiten möchte fast jeder gerne mal – das hat etwas sehr Exotisches. Aber wie klettert man bloß ohne Leiter auf einen Elefanten, ohne sich dabei komplett zum Affen zu machen? Und wie reitet man tiergerecht?
Wie bereits in Teil 1 erklärt, reitet man auf der Patara Elephant Farm niemals auf einem Elefantenhochsitz, sondern auf den besonders starken vorderen Schultermuskeln. Also sitzt man direkt hinter dem Kopf. Es gibt keinerlei Hilfe, um auf den Elefanten zu klettern, außer einem schmalen Seil, das unter den vorderen Schultermuskeln verläuft. Der Farmeigentümer Pat zeigt uns drei verschiedene Varianten, wie wir (elegant) aufsteigen können:
- Die einfachste Variante ist das simple Kommando, dass sich Tap Po hinsetzen soll. Dann ist es natürlich ganz einfach, auf ihren Rücken zu klettern und mit ihr zusammen aufzustehen. Aber so ganz ohne Herausforderung wäre das ja langweilig!
- Die zweite Variante ist um einiges abenteuerlicher: Man muss sich auf den angewinkelten Rüssel stellen, hochheben lassen, dann über den Kopf auf den Rücken klettern und schließlich umdrehen. Für mich sieht das zwar akrobatisch aber auch irgendwie sehr rabiat aus. Ich möchte meiner Elefantendame nicht versehentlich ein Ohr umknicken, während ich über das Gesicht krabbel.
- Also entscheide ich mich für die dritte Variante: Tap Po winkelt ihr vorderes Bein an, damit ich mich auf ihre Ferse und den Oberschenkel stellen und sie mich anheben kann. Ich greife das Seil auf der einen und den starken Ohrmuskel auf der anderen Seite und ziehe mich das restliche Stück (halbwegs elegant) hoch. Puh, jetzt muss ich nur noch nach Vorne rutschen, bis ich direkt auf der Nackenmuskulatur sitze und meine Knie hinter den Ohren verschwinden. Fertig! Mit den Händen kann ich mich auf dem Kopf abstützen, um das Gleichgewicht zu halten. Denn zum Festhalten ist definitv nichts da. Die borstigen Haare auf dem Kopf sind eindeutig zu kurz und würden im „Fall der Fälle“ kein bisschen helfen.
Das Trekking mit den Elefanten
Es kann endlich losgehen. Tap Po schwenkt aufgeregt den Kopf hoch und runter und ich spüre förmlich, dass sie das Trekking nicht erwarten kann. Sie wirkt wie ein Pferd, das sich auf einen langen Ausritt freut. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie nicht in einen Galopp ausbricht, als es endlich losgeht. Stattdessen stapft sie mit kräftigen Bewegungen im Schritttempo los. Das gemächliche Tempo ist mir ganz lieb, denn ich würde um einiges tiefer fallen als bei einem Pferd!
Den Gedanken schiebe ich aber schnell davon. Jetzt kann ich mich sowieso nur noch entspannen und auf Tap Po vertrauen. Es ist wirklich schön, Tap Po so nahe zu sein und jede Bewegung der Muskeln und jede Kopfdrehung unmittelbar zu spüren. Ich fühle mich eins mit ihr und der Natur. So eine Verbundenheit kann kein Sattel oder Hochsitz dieser Welt schaffen.
Und so laufen wir mit unseren Elefanten durch den Dschungel – immer einer hinter dem anderen her. Tap Po wedelt die ganze Zeit bedächtig mit ihren Ohren mit einem leisen flapp-flapp gegen meine Oberschenkel. Die Mahuts sind beim Trekking natürlich auch mit dabei und laufen neben den Elefanten her. Dabei machen sie mit ihren Macheten immer wieder den Weg frei und und schlagen Bambus und Blätter für die Elefanten von den Bäumen. Meistens sind die Elefanten allerdings schneller. Immer wieder hält die Karawane an, weil einer der Elefanten mit seinem Rüssel in einer Baumkrone hängt und Blätter mampft. Oder weil sich das Elefantenbaby Waree in eine Pfütze mitten auf dem Pfad setzt und anfängt zu spielen. Bei dem süßen Anblick warten wir natürlich gerne.
„Pai“, sage ich schließlich und tippe leicht hinter das linke Ohr, damit Tap Po nach rechts geht. Wir überholen die Karawane in einem gemächlichen Tempo, das einer eleganten Schildkröte in nichts nachsteht. Durch das Flußbett zu reiten macht besonders viel Spaß, denn wir schwanken bei jedem großen Stein leicht hin und her und ich merke, dass sich Tap Po teilweise richtig anstrengen muss, um einen größeren Stein zu überwinden.
Das kostenlose thailändische Mittagsbüfett
Nach einem gefühlt ewigen Ritt (ungefähr eine Stunde), der auch gerne hätte weitergehen können, kommen wir an einer kleinen offenen Bambushütte an. Die Frauen des Karen-Village Stamms haben uns ein liebevolles thailändisches Büffet – mit genialem Ausblick auf den Wasserfall und den nahegelegen Flusslauf – aufgebaut.
Es stapeln sich so viele Hühnchenspieße, Früchte, klebriger Reis und Desserts vor uns, dass wir die ganzen Leckereien unmöglich alleine aufessen können, aber das ist wohl auch beabsichtigt: Das Essen liegt nicht auf Tellern, sondern auf großen Blättern und als wir fertig sind, rollen wir sie zusammen und bringen sie unseren Elefanten vorbei. Als Belohnung verschlingt Tap Po auch noch ein Bündel Bananen. Mit vollem Bauch – sowohl für die Elefanten als auch für uns – geht der Elefantensport also weiter und wir machen uns auf den Rückweg.
Das Elefantenbad
Der letzte Programmpunkt des Tages steht an, denn wer den Elefant schmutzig macht, muss ihn auch wieder waschen. Wir reiten zum Flußbett zurück und suchen uns eine Biegung, in der sich das Wasser aufstaut. „Hau“ sage ich und klopfe Tap Po auf die Schultern, damit sie mitten im Wasser anhält. Es ist Badezeit angesagt!
Die Mahuts helfen uns dabei und schütten mit traditionellen Holzeimern Wasser über die Rücken der Dickhäuter, um sie abzukühlen. Wir Möchtegern-Mahuts schrubben unsere Elefanten ausgiebig mit Bürsten ab und sollen bloß nicht zu zaghaft dabei sein. Die Bürste wirkt wie eine kleine Massage und verhindert gleichzeitig, dass Fliegen ihre Eier in die Hautfalten der Elefanten legen können. Das Einzige, was wir beachten müssen, ist, nur in Richtung des Hautmusters zu schrubben und nicht entgegen, damit wir die Haut nicht irritieren.
Nach dem intensiven Bad steige ich wieder ab und Tap Po bedankt sich sofort mit einer Elefantendusche. Bei der anschließenden kleinen Wasserschlacht verliere ich zwar haushoch gegen meine Elefantendame – Rüssel sind dabei eben unschlagbar – aber Spaß haben wir glaube ich gleich viel dabei!
Dieser Tag war ein einmaliges Erlebnis und schön zu lernen, wie man sich um Elefanten kümmern kann, ohne sie ihrer Natürlichkeit zu berauben! Und wenn der thailändische Glaube stimmt, dass es Glück bringt, wenn man einen Elefanten berührt, dann habe ich einen Haufen Glück für mein ganzes Leben gesammelt. So fühlt es sich auf jeden Fall an!
DIE PATARA ELEPHANT FARM
Die Patara Elephant Farm ist eine 2001 von Thailändern gegründete und betriebene Rettungs-, Genesungs- und Aufzuchtfarm. Touristen und der thailändischen Bevölkerung sollen die asiatischen Elefanten nähergebracht werden, um das Verständnis und Zusammenleben zu fördern.
Patara rettet Elefanten aus Zirkussen und illegalen Holztransportlagern. Der Schwerpunkt liegt auf der Pflege und einem natürlichen Aufzuchtprogramm, was durch die Farmbesucher und Spenden finanziert wird. Außerdem hat Farmeigentümer Pat mit den Erlösen einen Bildungsfond eingerichtet, damit alle Kinder des Karen-Village Dorfes kostenlos zur Schule gehen können.
Seit der Gründung gab es keinen einzigen Todesfall, aber um die 20 neugeborenen Elefantenbabies. Pat postet auf der Patara Facebook Seite regelmäßig Fotos und Erklärungen zu den verschiedenen Schwangerschaftsstadien. Außerdem hat Patara bereits 8 gerettete und gepflegte Elefanten in die Wildnis entlassen.
FAKTEN:
Die Farm liegt in den Bergen des Hang Dong Tals ungefähr 45 Minuten südlich von Chiang Mai und beherbergt um die 57 Elefanten mit Jungtieren. Die Elefanten sind in kleinen Gruppen auf verschiedene Übernachtungsplätze im Farmgebiet verteilt, die rund 10 Fahrtminuten auseinander liegen. Die Elefanten leben frei im Dschungel. Sie sind also nicht angekettet und der Farmeigentümer Pat Trungpaken legt großen Wert darauf, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und nur sanfter Tourismus betrieben wird. Untypisch für asiatische Elefantenfarmen hat die Patara Elephant Farm den Tourismus limitiert. Trotz steigender Elefantenzahlen und großer Nachfrage bleibt die Anzahl an Touristen gleich.
»Wie viel kostet der Tag als Elefantenbesitzer?
Aufgrund der kleinen Gruppengröße, dem persönlichen Elefanten für den Tag und dem vollen Tagesprogramm ist der Preis höher als bei anderen Elefantenparks und liegt bei ฿5,800 Baht pro Person (circa 150€).
»Was ist inklusive?
- alle beschriebenen Aktivitäten
- tolle Erklärungen
- ein eigener Elefant für den Tag, mit dem man eine besondere Beziehung aufbauen kann
- ein Mahut, der einem mit dem Elefanten hilft und einen auch auf den Elefanten hievt, falls man das selber nicht schafft
- der Hin- und Rücktransport von Chiang Mai zur Farm
- eine CD mit hunderten Fotos und Videos vom kompletten Tag (du musst also selber keine Fotos machen, sondern kannst dich voll und ganz auf das Erlebnis konzentrieren)
- Trinkwasser in verschlossenen Flaschen
- ein grandioses Mittagessen
Die Abholung in Chiang Mai ist zwischen 7:00-7:45 Uhr. Beginn auf der Farm ist um 8:30. Gegen 16 Uhr (spätestens 17 Uhr) kommt man wieder in Chiang Mai an.
»Wo kann man buchen?
Es ist wichtig so früh wie möglich bei Patara über die Homepage zu buchen, da sie nur kleine Tagesgruppen anbieten und sehr schnell ausgebucht sind. Es kann allerdings sein, dass jemand kurzfristig abspringen muss und ein Platz frei wird. Die Mitarbeiter im Hostel rufen in der Regel gerne an und fragen nach, ob doch noch ein Platz frei ist.
Telefon: +66-81 9922551 oder +66 81-6710958
E-Mail: pataraelephantfarm@hotmail.com
» Was sollte man mitbringen?
- Schwimmsachen anstelle von Unterwäsche
- Sonnencreme
- Mückenspray
- Desinfektionsmittel, um sich am Ende des Tages die Hände zu säubern (insbesondere das Tümpelwasser könnte Darmbakterien enthalten)
- ein Shirt und eine kurze Hose (vorzugsweise aus schnelltrocknendem Material)
- trockene Kleidung zum Wechseln
- Feste Sandalen oder Softshellschuhe, die auch beim Reiten angelassen werden können und beim Baden des Elefanten vor spitzen Steinen schützen (oder einfach barfuß reiten)
- das Geld in bar.