4. Du wirst abenteuerlustiger
Auf Reisen hast du die Möglichkeit, viel Neues auszuprobieren. Sobald du realisierst, dass das Leben ein großes Abenteuer ist und du alles machen kannst was du möchtest, wirst du immer abenteuerlustiger. Und das ist auch gut so. Egal ob Fallschirmspringen, gegrillte Käfer essen, von Klippen ins Meer springen, deine Höhenangst überwinden oder dir ein (hoffentlich bedeutungsvolles!) Tattoo stechen lassen, was-auch-immer – all das ist Teil deiner Reise und verändert dich.
Von meinem Helikopterflug und Hike auf einem Gletscher in Neuseeland werde ich jedenfalls noch meinen Enkeln erzählen. Das ist auch der Grund, warum ich während meiner Weltreise zwar sparsam war, aber nicht um jeden Preis. Gönn dir ein paar unglaubliche Abenteuer, an die du dich dein Leben lang erinnern wirst.
Du musst unterwegs allerdings nicht zum Adrenalinjunkie mutieren, nur um zu beweisen, wie draufgängerisch du bist. Manchmal reicht es auch schon, einfach die Reiseroutine zu ändern und in Bewegung zu bleiben. Denn nichts stutzt dem Enthusiasmus so sehr die Flügel wie die Routine.
Unterwegs kannst du immer wieder deine kompletten Lebensumstände verändern und genau das ist das Wunderbare am Reisen. Nimm einen anderen Weg zu deinem neu entdeckten Lieblingsrestaurant und bestell zwei Gerichte: Das, was dich am meisten anspricht und das, was am unappetitlichsten klingt oder wovon du nicht weißt, was es ist. Lass dich überraschen.
Verlaufe dich mal absichtlich. Oder schreib deinen Namen auf eine Stadtkarte und laufe genau diese Straßen ab. Mach einen Tag lang Fotos aus der Hüfte, fotografier Alltagsgegenstände oder halte nach einer bestimmten Farbe Ausschau. Beobachte Passanten. In welche Richtung laufen die Meisten? Lauf in die Andere.
Diese kleinen Veränderungen erscheinen dir vielleicht trivial, aber sie machen deine Reise auf längere Sicht interessanter. Sie erweitern sie um neue Entdeckungen. Denn: Der Zufall ist der Vater des Reisens!
5. Du lernst, Menschen ohne viele Worte zu verstehen
Wenn du in ein Land reist, dessen Sprache du nicht sprichst (bis auf das obligatorische Ja, Nein, Guten Tag und Danke natürlich) dann wird die nonverbale Kommunikation umso wichtiger.
Wenn du dich mit Händen und Füßen verständigen musst, lernst du, Situationen und Menschen zu lesen. Auf diese Weise kannst du nicht nur einen wirklich freundlichen Menschen von Touristenabzockern unterscheiden, sondern auch verschiedene Kulturen tiefer kennenlernen.
Nimm dir Zeit, mit Menschen zu kommunizieren, auch wenn es anfangs anstrengend ist. Ihr habt vielleicht keine gemeinsame Sprache als Grundlage oder dein Gegenüber spricht nur sehr rudimentär Englisch, aber die Menschen werden merken, dass du interessiert bist. Dass du kein gewöhnlicher Tourist bist, der eben schnell ein paar tolle Fotos machen will, damit er Zuhause Etwas zu erzählen hat.
Die Menschen werden dich fragen wo du herkommst und wer du bist. Sie werden dir von ihren Freuden und Problemen erzählen und dir ein echtes Lächeln schenken. Nimm dir Zeit für diese Begegnungen, denn die Gespräche mit Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen werden dich lehren, einfühlsam zu sein.
6. Du wirst deine Heimat mehr schätzen
Schriftsteller Paul Morand hat einmal gesagt, dass man die Sehnsucht zur Heimkehr nicht weit genug suchen könne. Wir reisen von uns weg, um Urlaub zu nehmen von uns, von unserem Leben und uns von uns selbst zu entfernen. Wir reisen einer Vorstellung und Sehnsucht von Entspannung hinterher. Wir wollen Veränderung und exotische Begegnungen, doch eigentlich gucken wir nie dem Fremden, sondern nur uns selbst ins Gesicht.
Unterwegs bekommt jeder Reisende mal einen Anflug von Heimweh – manche nach wenigen Tagen, andere nach mehreren Monaten. Und das ist kein Zeichen, dass man für das Langzeitreisen nicht gemacht ist. Das ist kein Scheitern. Nein, es ist bloß ein Zeichen dafür, dass Ferne Heimat zur Voraussetzung hat und wir diese Heimat nie völlig hinter uns lassen können. Sie ist ein Teil unserer Identität.
Auf Reisen wirst du realisieren, welche Eigenarten du besonders vermisst und was Heimat genau für dich bedeutet. Und sei es nur die Sprache, ein pünktlicher Bus oder dein Lieblingsgericht. Distanz ist das beste Werkzeug, um dir bewusst zu werden, was dir im Leben wirklich viel bedeutet.
Manchmal muss man erst eine lange Reise unternehmen, um festzustellen, dass die Heimat und der Alltag eigentlich nicht so eintönig und langweilig sind, wie es einem manchmal erscheint.
7. Reisen erweitern deinen Horizont
Vielleicht machst du dir wegen deiner Zukunft sorgen und weißt nicht, wie es weitergehen soll. Da erscheint eine kleine Auszeit in Form einer längeren Reise sehr hilfreich. Du fliegst einfach so ans andere Ende der Welt, um über dein bisheriges Leben nachzudenken.
Auf Reisen sind deine Alltagssorgen tatsächlich unbedeutend, denn du musst nur schlafen und essen und irgendwie existieren. Du bist glücklich.
Und dann kommt ein Punkt während deiner Reise, an dem du dich für dein privilegiertes, sorgenfreies Leben schämst und ein schlechtes Gewissen hast. Denn du hast keine Existenznöte, hast genug Geld für Medikamente und leistest dir ein Souvenir nach dem anderen. Du wirst merken, wie gut es dir eigentlich geht, wenn du siehst, welche Lebensfreude Menschen versprühen, obwohl sie in einfachen Blechhütten leben und sich noch nicht einmal Fahrräder für den weiten Schulweg leisten können. Und du wirst anfangen, die Dinge relativ zu sehen.
Es ist ein Klischee, aber es stimmt: Das Reisen erweitert deinen Horizont. Du lockerst deinen engen Bezugsrahmen und erlebst unter welchen Umständen andere Menschen leben und wie sie damit umgehen. Während du reist und andere Kulturen kennenlernst wird sich deine Sicht auf die Welt verändern. Das kannst du nicht in irgendwelchen Büchern nachlesen oder aus Dokumentationen lernen. Du musst dich damit konfrontieren und in andere Lebenswelten eintauchen.
Du wirst nicht nur die Unterschiede, sondern auch die Gemeinsamkeiten der Menschen wahrnehmen und verstehen, dass wir eigentlich gar nicht so verschieden sind. Es ist egal welchem kulturellen Umfeld und welcher sozialen Schicht Jemand entstammt, denn im Grunde haben wir alle das gleiche Ziel im Leben: für die geliebten Menschen zu sorgen und irgendwie glücklich zu sein.
„Fremdheitserfahrungen“ während einer Reise beziehen sich nicht nur auf die ungewohnte Umgebung, die Sprache, das Essen, das Klima, Menschen, Gerüche und die Kultur. Es geht vielmehr um die Erfahrungen, die dich von deinem Ego weg und über deine vorgefertigten Sichtweisen und Überzeugungen hinaus führen. Mit jedem Urteil, das wir fällen, geben wir zur Hälfte Auskunft über uns selbst. Also versuche unvoreingenommen zu sein. Du wirst nicht nur in deiner Umgebung, sondern auch in dir selbst etwas Neues entdecken. Die Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, dich von der Fremde verändern zu lassen.
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Sehr inspirierend. Ich habe deinen Artikel vor und nach zwei Jahren Reisen gelesen und merke, wie sich viele der Erkenntnisse unterwegs mit Leben gefüllt haben. Menschen ohne Worte verstehen, mit allen Sinnen zuhören und beobachten, die Spießigkeit der Heimat zu schätzen lernen… und überall auf der Welt Freunde zu haben.
Hi Robin, (eine etwas verspätete Antwort von mir, sorry)
Das freut mich total, dass du den Artikel zum einen nach deiner Reise ein weiteres mal gelesen hast (!) und zum anderen ist es fantastisch, dass du dich in so vielen Punkten dann tatsächlich wiederfinden konntest :) Das ist das Schönste an diesem Reiseblog, wenn andere Reisende Ähnliches erleben und connecten können. Ich habe schon sehr lange keinen neuen Blogpost mehr veröffentlicht, obwohl ich noch so viele Notizen und Geschichten von der Weltreise übrig habe. Und deshalb freue ich mich umso mehr über deinen Kommentar. Danke!
Super Erkenntnisse für eine so junge Frau und für eine ´nur´ drei monatige Reise…
Vielen Dank :)