Wenn Menschen auf Felsen starren

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Das ist irgendwie schon  etwas merkwürdig, dass man freiwillig stundenlang durch die Gegend fährt und dann auch noch Eintritt bezahlt, nur um sich Felsformationen anzugucken. Wenn diese Felsen und Schluchten allerdings mehrere Millionen Jahre alt sind, wird diese Faszination verständlich und der Name ist absolut passend: Es geht zum GRAND Canyon.

IMG_1077Das erste was mir auf dem Weg zum Grand Canyon auffällt, sind die speziellen Straßenschilder für Elche und Hirsche. Am Nordrand des Parks angekommen wird mir auch sofort die Notwendigkeit deutlich. Wir hetzen uns ab, um nach der langen, ereignisreichen Fahrt den Sonnenuntergang im Canyon zu sehen, doch kommen ein paar Minuten zu spät an.

Unsere Enttäuschung verfliegt allerdings schnell als wir in der Dämmerung  von einer Herde Elchen überrascht werden, die völlig gelassen zwei Meter vor uns unsere Pfade kreuzen und neben uns grasen. Was für ein bizarrer Anblick – aber eigentlich sehr stimmig, denn in diesem Nationalpark sind die Tiere Zuhause und der Mensch ist nur zu Besuch.

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Am nächsten Morgen fahren wir zur Südkante des Canyons. Die Nordkante ist leider geschlossen, weil noch zu viel Schnee liegt. Das ist auch der Grund, warum wir nicht zum Death Valley oder zum Bryce Canyon, der mir mehrfach empfohlen wurde, fahren können. Dann muss ich wohl ein anderes Mal wiederkommen.

Der Grand Canyon ist etwas schwierig was die Kleidungswahl angeht. Kälte und Hitze wechseln sich die ganze Zeit ab, weil die Sonne auf uns herabbrennt und der Wind an uns zerrt. Gut, dass wir nicht im Sommer hier sind, denn wenn man in den Canyon runterwandern  möchte, startet man in der frühmorgendlichen Kälte und wandert nachmittags in der prallen Sonne in der sogenannten „Death Zone“ bei 50°C. IMG_1068-001

Da wir nur einen Tag Zeit haben, wandern wir aber sowieso nur am „Rim“  entlang.  Der Ausblick ist wirklich einmalig! Ich genieße die Ruhe und beobachte einen kalifornischen Kondor, der voller Anmut über die sechs Millionen Jahre alten Felsformationen hinwegschwebt und sich hoch in die Luft schraubt. Ich kann verstehen warum mehr als 12.000 Jahre lang Menschen diesen wunderschönen Ort – mit seinen windigen Plateaus, tiefen Schluchten und versteckten Höhlen – bewohnt haben.

IMG_0990-001Der über 2250km lange Colorado River, der sich von den Rocky Mountains in Colorado bis zum Golf von Kalifornien erstreckt, hat diesen großartigen Ort ursprünglich geformt. Auch heute noch spielt der Fluss eine wichtige Rolle, denn er versorgt Kalifornien, Colorado, Utah, Arizona und Nevada mit unglaublich klarem Wasser.

Ein spanischer Missionar gab dem Fluss 1776, wegen seine rötlichen Farbe, den Namen „Rio Colorado“. Heutzutage ist das Wasser allerdings kristallklar, da der Fluss durch Dämme gestaut wird und sich die Sedimente im Lake Powell am Grund absetzen.

Ein kostenloser Shuttlebus bringt uns zu verschiedenen Aussichtspunkten, doch man sieht trotzdem nur einen winzigen Ausschnitt. Der Canyon ist unglaubliche 446 Kilometer lang und durchschnittlich 16km breit! Diese Breite erscheint mir unmöglich, denn der Grand Canyon erstreckt sich vor mir wie ein Gemälde das ich anfassen könnte. Ich müsste den Canyon wahrscheinlich aus der Vogelperspektive sehen, um seine gesamte Größe wirklich wahrzunehmen.

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Der Grand Canyon National Park schützt 1,8 Milliarden Jahre Erdgeschichte. Fünf verschiedene Lebenszonen bieten 1750 Pflanzen- und 538 Tierarten eine ökologische Heimat.

Als die Sonne langsam untergeht beginnen die Felsen zu leuchten und die Konturen verändern sich. Licht und Schatten ziehen über die Landschaft und der Canyon wirkt wie ein scharf gestelltes Foto. Dieses magische Lichtspiel mit der Kamera einzufangen ist nahezu unmöglich. Hier ist also eine schwache Kopie der Wirklichkeit.

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Abends schließen wir diesen tollen Tag mit einem leckeren Essen (Buffalo Brisket und Grand Canyon Rotwein) ab. Das Besondere: Auf einer kleinen Bühne spielt ein alter knurriger Mann Banjo und Mundharmonika und singt Countrysongs. Möglicherweise hat der Wein etwas dazu beigetragen, aber ich bin in einem Stadium der völligen Zufriedenheit.

Hast du schon mal einen Canyon besucht, den du mir empfehlen kannst?

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