Reise-Geheimnisse: Was ich dir bisher verschwiegen habe

Lesezeit: 11 Minuten

8.

In Südostasien habe ich festgestellt, dass es kein Fluch, sondern ein Segen ist, die Straßenschilder nicht lesen zu können. Normalerweise lese ich unterbewusst jede Schrift die ich sehe – von Straßenschildern, über Werbetafeln bis hin zu Graffiti. Das passiert automatisch und ist sehr anstrengend, weil ich das Gefühl habe, dass mein Gehirn nur schwer abschaltet und andauernd irgendetwas verarbeitet. Da ich in Südostasien die Schrift allerdings absolut nicht entziffern konnte, entspannte sich meine „Lese-Wahrnehmung“ nach und nach. Das war quasi eine Zwangspause für mein Gehirn.

9.

Mein vorrangiger Grund, warum ich nach Südostasien reisen wollte, war finanzieller Natur. Das klingt sehr uninspiriert, doch es war eine wichtige Überlegung: Die Reise- und Übernachtungskosten sind dort einfach sehr gering und haben es überhaupt erst möglich gemacht, dass ich mir eine Weltreise leisten konnte – vor allem, da ich auf diese Weise meine Kosten in Neuseeland ausgleichen und mein schlechtes Gewissen besänftigen konnte. Durch meine Weltreise hat sich diese Hauptmotivation allerdings komplett geändert. Bereits nach ein paar Tagen in Kambodscha und Thailand hatte mich Südostasien am Haken. Die Menschen sind wirklich freundlich, das Essen ist unglaublich lecker und die Andersartigkeit der Städte und Tempel macht neugierig und will erkundet werden. Südostasien war mit der beste Teil meiner Weltreise und meine nächste Destination war Indonesien. Dazu natürlich bald mehr!

10.

Meine Weltreise war eine der besten Erfahrungen meines Lebens, aber es gab auch Momente, in denen ich sie irgendwie nicht wertschätzen konnte. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass ich mir in Kambodscha einfach ein kühles Schlafzimmer gewünscht habe, in dem ich keinen Ventilator gebraucht hätte und dass ich mich über meine ständig sandigen Klamotten beschwert habe. Wie bitte?! Ich wäre jetzt so unglaublich gerne wieder dort und würde die Hitze genießen und zufrieden in Flipflops über den Nachtmarkt schlendern. Bei einer längeren Reise tritt anscheinend nach einer Weile automatisch diese Reisemüdigkeit auf. Man ist übersättigt mit Eindrücken und wünscht sich nichts sehnlicher, als auf einem Sofa in Deutschland zu liegen und ein faules Wochenende damit zu verbringen, „nichts tun zu müssen“. In Neuseeland hatte ich deshalb ein paar Tage lang das Gefühl, die Sachen zu erleben, aber nichts dabei zu fühlen. Diese komplette Erschöpfung verflog aber zum Glück schnell wieder und ich konnte die Erlebnisse voll und ganz genießen.

11.

Bei einer spontanen Dschungelwanderung in Kambodscha habe ich ungelogen über 100 Mückenstiche gesammelt, die mich die folgenden zwei Wochen quälten. Wir waren stundenlang unterwegs, ich hatte ein Kleid an (NICHT das passende Outfit, wenn man im Dschungel über Steine klettert) und natürlich hatte niemand Mückenspray dabei. Ich schwöre dir, ich habe die Mücken lachen gehört, bevor sie sich auf uns gestürzt haben. Habe ich schon erwähnt, dass wir stundenlang unterwegs waren?

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12.

Der Trick mit dem Fingernagel ein Kreuz auf Mückenstiche zu machen, um das Jucken zu lindern, funktioniert bei südostasiatischen Mückenstichen leider NICHT. Ich glaube, dass die Mücken Stoffe absondern, an die wir Europäer mit unseren vergleichsweise freundlichen kleinen Mücken nicht gewöhnt sind. Die Haut reagiert besonders stark und es ist beinahe unmöglich, sich nicht zu kratzen. Dass man aussieht, als hätte man Masern, brauche ich nicht zu erwähnen. In südostasiatischen “Apotheken” (kleine Geschäfte, die aussehen wie Flohmärkte) ist man zum Glück nicht zimperlich: Ich bekam rezeptfrei eine starke Kortisonsalbe in die Hand gedrückt, ohne dass ich danach gefragt hatte. Ich sah wahrscheinlich sehr jämmerlich aus. Noch ratsamer ist es natürlich, immer gutes Mückenspray zu benutzen (mit dem Wirkstoff Deet), damit man schlussendlich nicht eine Woche lang leiden muss.

13.

In Chiang Mai habe ich ein ziemliches Reisetief erlebt – ich wurde krank. Es gibt kaum einen Augenblick in dem eine Soloreise unschöner ist, als krank in einem fremden Bett zu liegen und niemanden dort zu haben, der sich um einen kümmert.Ich hatte ein Zimmer in einem Hostel-Dorm mit Ventilatoren an den Decken gebucht, die nachts auf die Betten gerichtet waren und es ermöglichten, dass man nicht im Schlaf erstickte. Leider vertragen sich Ventilatoren mit verschwitzter Haut nicht sehr gut, weshalb mich eine ausgewachsene Erkältung erwischte. In den folgenden Tagen beschlich mich allerdings die Panik, dass ich mir von den Mückenstichen in Kambodscha womöglich Denguefieber eingefangen hatte. Die Symptome dieser tropischen Krankheit sind im ersten Stadium einer Erkältung zum Verwechseln ähnlich.

Mir blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten und literweise frischen Ingwertee zu trinken. Das war keine schöne Zeit. Das ich unterwegs krank werden könnte und dann auf mich gestellt wäre, ist jedenfalls Etwas, worüber ich im Vorfeld meiner Weltreise nicht wirklich nachgedacht habe. Abgesehen von meinem Notfall-Kit natürlich, das ich aber nie benutzen wollte.

14.

Toilettenpapier wird in Südostasien immer in den Mülleimer geworfen und nicht in die Toilette. Ich drücke dir die Daumen, dass du dir niemals ein Bad mit einem Mitreisenden teilen musst, der auf dem Nachtmarkt etwas Falsches gegessen hat und vor lauter Durchfall die Nacht auf der Toilette verbringt. Mir taten die Hostelmitarbeiter, die die Mülleimer leeren mussten, unglaublich leid. Als ich wieder in Deutschland war hatte ich jedenfalls ein paar Wochen lang Anpassungsschwierigkeiten, weil ich mich wieder daran gewöhnen musste, das Klopapier in die Toilette zu werfen. Ich war im eisernen Griff des umgekehrten Kulturschocks.

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